Die Notfunker helfen, wenn nichts mehr geht

Katastrophenübung Die Amateurfunker haben ihre Leitstelle auf dem Lupfen aufgebaut, um eine Realsituation zu simulieren. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn etwa das Telefonnetz zusammenbricht.

Talheim/Schura. Der Schuraer Tobias Pötzsch ist Notfunkbeauftragter des Deutschen Amateur Radio Clubs (DARC) für den Bereich der Ortsgruppe Rottweil. Im Team hat er gemeinsam mit Markus Hüttermann, Notfunkbeauftragter aus Tuttlingen, und Felix Künneke (Rottweil) auf dem Lupfen bei Talheim die siebte Notfunkübung organisiert. Wenn gar nichts mehr geht, dann gelten Amateurfunker des DARC als Helfer in höchster Not.

Station in der Fliegerhalle

In der Fliegerhalle der Arge Klippeneck befindet sich seit Anfang der 1970er-Jahre die Station der Ortsgruppe Tuttlingen. Vor sechs Jahren haben sich die Ortsverbände Rottweil und Tuttlingen zusammengetan, und die Technik der gemeinsamen Clubstation auf den aktuellsten Stand gebracht.
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Hier stören wir niemanden und können auch unsere Antennen aufbauen“, so Hüttermann mit Blick auf den diesjährigen Ort der Übung auf dem Wanderparkplatz unterhalb des Lupfen. Auch das müsse geübt werden und zeige, wie sehr man sich über ein möglichst realistisches Szenario für die Übung bemüht habe. „Die Technik auf dem Klippeneck ist autark und funktioniert, im echten Notfall müssen wir die Leitstelle irgendwo im freien Feld aufbauen“, so Hüttermann.

Der Einladung zur UKW-Notfunkübung 2018 waren 14 Stationen aus den Regionen Tuttlingen und Rottweil, aus Furtwangen, vom Kaiserstuhl, vom Kandel bei Waldkirch, aus Müllheim an der französischen Grenze und aus der Nähe Heilbronns gefolgt. Das „Drehbuch“ der Notfallübung 2018 sah vor, dass eine Unwetterfront von Frankreich her kommend über den gesamten Südwesten zieht mit Starkregen, Sturm und Hagel und sogenannte Superzelle. Es galt, die Warnstufe violett. Freileitungen wurden durch umgestürzte Bäume beschädigt, so dass die Stromversorgung und die öffentliche Kommunikation ausgefallen war, so die Übungsannahme. Die Behörden haben Führungs- und Leitungsstäbe eingesetzt, um die Hilfsorganisationen zu koordinieren. Die behördliche digitale Kommunikation ist bedingt durch den Stromausfall an der Basisstation ausgefallen, umgestürzte Bäume und starker Wind führten dazu, dass die Richtfunkverbindung blockiert wurde.

Funkamateure haben Kontakt mit der Bevölkerung aufgenommen, der DARC die Hilfsstation auf dem Lupfen eingerichtet. Die ersten Meldungen erreichen Markus Hüttermann und Felix Künneke. Es gab erhebliche Sachschäden und auch Verletzte. Spektakulärer wird es, als gemeldet wird, dass durch einen Erdrutsch eine Fliegerbombe aus dem letzten Weltkrieg freigelegt wurde.

„Und hier kam gerade die Anfrage des Klinikums Tuttlingen nach Propofol“, erläutert Hüttermann. Propofol sei ein Anästhetikum, das dringend für Operationen der Verletzten benötigt werden. „Wir haben die Anfrage an die Clubstation an der PH Furtwangen weitergegeben, die sich mit dem Schwarzwald-Baar-Klinikum in Verbindung setzt“. Dass es auch in unserer Region ganz schnell zu einem kompletten Stromausfall kommen kann, zeigte sich am zweiten Weihnachtsfeiertag 2015 in Tuttlingen. „Wir wurden nicht angefordert – wären aber bereit gewesen.“

24-Stunden-Notfallübung

Nach zwei Stunden wird die Notfallübung auf dem Lupfen von Felix Künneke beendet. Er bedankt sich über Funk bei allen Teilnehmern. Für ihn, Tobias Pötzsch, Markus Hüttermann und Tobias Kitzke ging es weiter, denn „es gibt heute die deutschlandweite 24-Stunden-Notfunkaktion, bei der wir uns auch beteiligen“. Sie blieben bis Sonntagmittag auf ihrer „Leitstelle Lupfen“ mit ihrer Ausrüstung, unter anderem einem neuen Anhänger mit professionellem Aufbau der Technik.

 

Quelle: nq-online.de